Beim Münchener Wirecard-Prozess steigt die Temperatur. "Abwegig" seien die Darstellungen von Ex-CEO Markus Braun, erklärte gestern der Kronzeuge der Anklage, Oliver Bellenhaus, der bis 2020 für Wirecard in Dubai tätig war. "Eine kreative Aneinanderreihung von Nebelkerzen" seien die Bellenhaus-Statements, konterte die Braun-Verteidigung. Man werde "dazu detailliert Stellung nehmen".
Gute Anwaltsarbeit ist teuer. Braun leitet seine längst zweistellige Millionenrechnung aber einfach an Versicherer weiter, weiß mein Kollege Dietmar Palan. Er hat recherchiert, wer schon gezahlt hat, wer noch zahlen soll – und was der Riesenschaden für Deutschlands Chefs bedeutet. Die Haftpflichtpolicen für Top-Führungskräfte, die sogenannten D&O-Versicherungen, tragen der Assekuranz hierzulande schon seit längerer Zeit Verluste ein. Deutlich höhere Eigenbeteiligungen für die Spitzenmanager, die sich rundum absichern wollen, zeichnen sich ab.
Zahlen bitte: Ex-Wirecard-Anführer Markus Braun (r.) fährt für seine Verteidigung groß auf. Die Rechnung sollen Wirecards Versicherer übernehmen.
Foto: Peter Kneffel / dpaDie Wirtschaftsnews des Tages:
Flaue Geschäfte, China-Stress, peinliche Aktionen: Der Moderiese H&M hängt in der Krise fest. Zentraleuropachef Thorsten Mindermann erklärt sich im Interview meines Kollegen Martin Mehringer. Bis 2030 will er den Umsatz noch immer verdoppeln. Das heutige Modesystem findet er "krank".
Mit dem "Intel Inside" bei Windows-PCs könnte es zu Ende gehen. Die Chiphersteller Nvidia und AMD wollen Intel mit Prozessoren auf Basis der Arm-Technologie frontal angreifen, meldet Reuters. Bisher sind Arm-Prozessoren für Microsofts Windows die Ausnahme, sie kommen nur von Qualcomm. Dieser Exklusiv-Vertrag endet laut Insidern 2024. Microsoft ermuntere Wettbewerber zum Einstieg.
Tschüs Taxi, moin Robo-Cab. Bis zu 10.000 Kleinbusse sollen bald autonom durch Hamburg fahren. Der bereits seit 2019 aktive Shuttledienst der VW-Tochter Moia erhält für dieses Modellprojekt 26 Millionen Euro aus dem Etat von Bundesverkehrsminister Volker Wissing.
Wirtschaftsminister Robert Habeck bekennt sich zur aktiven Industriepolitik. Das Strategiepapier, das der Grüne heute vorstellte, setzt auf Investitionen in Erneuerbare, Infrastruktur und auf steuerliche Anreize, die auch durch Lockerung der Schuldenbremse finanziert werden sollen. Schönheitsfehler: Den letzten Punkt lehnt Finanzminister Christian Lindner (FDP) bekanntlich ab.
Was Ihnen in Ihrem Unternehmen weiterhilft:
Die Talente aus der Generation Z sind begehrt, aber sie gelten manchmal auch als schwierig. Was wollen Menschen, die nach den späten 1990ern geboren wurden, in ihrem Arbeitsleben eigentlich – außer das erste Sabbatical gleich nach Ende der Probezeit? In unserem Podcast "Wegen guter Führung" erklärt ein Unternehmer, der selbst Teil dieser Gruppe ist, seine Gen Z. Nils Feigenwinter, 22, Gründer und CEO des Fintechs Bling, erzählt, wie er Nachwuchskräfte anspricht. Und welche typischen Patzer etablierte Unternehmen vermeiden sollten.
Über "Fehlerkultur" wird viel geredet. Rapportiert wird trotzdem gern nach dem Prinzip "Wassermelone", warnt meine Kollegin Antonia Götsch: Nach außen ist alles grün, das Tiefrote bleibt drinnen versteckt. Im Newsletter "Lead Forward" stellt sie eine neue Studie über psychologische Sicherheit in Teams vor und hat eine Artikelempfehlung inklusive Praxistipps.
Wichtiger als jede Karriere:
Er promovierte in technischer Informatik, brannte vor Ehrgeiz, war ein High-Flyer in Top-Unternehmen. Dann kam die Krankheit: Der Absturz in eine Depression. Die Geschichte von Thomas Reinbacher ist erschütternd, aber vielleicht auch für einige lebensrettend. Er hat ein Buch über seine Krise geschrieben, das vor allem den Angehörigen von Betroffenen helfen soll. Denn wer selbst in einer depressiven Phase sei, habe nicht einmal mehr die Kraft zum Lesen, sagt Reinbacher. Meine Kollegin Verena Töpper hat ihn getroffen und mit ihm über sein altes und neues Leben gesprochen.
Meine Empfehlung für den Abend:
Trübe Stimmung: An der Verdi-Basis herrscht vielerorts Frust über die Führungselite
Foto: Bernd Hartung / Agentur FocusDer historische Trend geht zur Dienstleistungsökonomie. Die zuständige deutsche Gewerkschaft hat sich unterwegs allerdings arg verirrt. Verdi ("Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft") entstand 2001 aus einer Fusion von Gewerkschaftern des öffentlichen Dienstes, des Handels, der Finanzbranche, Medien, Post, Verkehr und anderen. Die einst größte unabhängige Arbeitnehmerorganisation der Welt hat seither über eine Million Mitglieder verloren. Während ihre Führung sich gerade für eine Wiederauferstehung lobt, zerlegt sich die Organisation intern selbst. Mein Kollege Martin Mehringer entdeckte Vetternwirtschaft, klamme Kassen und absurde Scharmützel. Sein Verdi-Report sollte nicht nur Gewerkschafter alarmieren. Hier zerbröselt eine Säule der sozialen Marktwirtschaft.
Ich wünsche Ihnen einen anregenden Feierabend, Ihr Christian Schütte
Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter [email protected] .
Author: Jennifer Mccann
Last Updated: 1699374362
Views: 1253
Rating: 4.9 / 5 (70 voted)
Reviews: 95% of readers found this page helpful
Name: Jennifer Mccann
Birthday: 1925-11-20
Address: 30042 Manning Stream Apt. 713, New Michaelport, WV 23001
Phone: +3874327457499177
Job: Article Writer
Hobby: Running, Drone Flying, Fishing, Basketball, Lock Picking, Billiards, Origami
Introduction: My name is Jennifer Mccann, I am a multicolored, rare, dear, unwavering, radiant, valuable, treasured person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.