Die Zürcher Kantonalbank ist zum Selbstbedienungsladen geworden. Das macht sie selber mit ihrer gestrigen „Lohndeckel“-Offensive klar.
Sie richtet den Scheinwerfer direkt auf ihr grösstes Problem.
Die Botschaft: Wir haben verstanden und mässigen uns. Effektiv geht der Reibach ungebremst weiter.
Die Boni werden zwar eingefroren auf dem Stand von 2022, doch das Fixgehalt wird umso mehr erhöht.
Der Vergleich von 2019 vor Covid zu 2022 fördert das Eldorado zutage. Total – fix, Bonus, Sozialleistungen – erhielt jeder der gut 5’200 Angestellten einen Scheck von 212’000.
Das sind 8’000 Franken weniger, als Filippo Leutenegger, als FDP-Stadtrat zuständig für alle Schulen der Banken-City, im Jahr nach Hause trägt.
Die Erhöhung ist sagenhaft. Sie entspricht von 2019 zu 2022 genau 11 Prozent. Die Inflation seither ist niemals so hoch, sie steigt erst seit einem Jahr richtig.
Die 212’000 Franken ergeben bei 12 Ausschüttungen einen Monatslohn von 18’000 Franken.
Im Schnitt.
18’000 Franken im Januar, 18’000 im Februar, 18’000 im März – so sieht das aus auf dem Kontoauszug unter “Eingang” eines durchschnittlichen ZKB-Mitarbeiters.
Daraus wären 2023 locker 20’000 geworden.
Angesichts des sich abzeichnenden Milliardengewinns – dank Zins-Reibach sprang der Nettogewinn auf 677 Millionen im ersten Halbjahr – drohte die ZKB-Entschädigung, in den Turbo-Modus überzugehen.
Da gerieten die Politiker im Frühling aus dem Häuschen.
CS-Debakel im Wahljahr und jetzt noch ZKB-Gigalöhne sorgten nach langem Dämmerschlaf für urplötzliche Hektik im Kantonsrat.
Was leisten die ZKB-Leute für dieses fantastische Salär? Im Einzelfall viel, im anderen wenig – wie überall.
Was kriegen sie umgekehrt obendrauf? Eine nahezu sichere Stelle. Bis die ZKB jemanden entlässt, muss der Uetliberg ins Limmattal donnern.
Die ZKB – das Schlaraffenland von Swiss Banking.
18’000 im Monat, null Risiko.
Jetzt habens die Parteien geschnallt. Nach vielen Jahren. Sie forderten eine Umkehr. Die kam gestern.
“Die Bank deckelt die gesamte variable Vergütung für das Geschäftsjahr 2023 im Grundsatz auf dem Niveau des Jahres 2022 – trotz signifikantem Gewinnsprung”, so der Auftakt des Communiqués.
Wir haben verstanden, wir stehen auf Bremse. Die Botschaft aus der Zentrale an der Bahnhofstrasse 9: Stimmt sie tatsächlich?
Überhaupt nicht.
Die externe Analyse habe gezeigt, dass man bei den Fixsalären weniger als andere verdienen würde. Deshalb würde man das Grundsalär ab 1.1.2024 erhöhen.
Wer die Analyse lieferte und wer die anderen Banken sind – kein Kommentar.
Man reibt sich die Augen: Die ZKB führte ein Leben in Saus und Braus, Staatsgarantie und Zins-Vorteil sei Dank.
Jetzt wurde sie erwischt, und statt zu kürzen, erhöht sie. Per 2024 würde die “fixe Vergütung auf ein marktgerechtes Niveau angepasst”.
Nach oben, versteht sich. Denn bisher seien die Grundlöhne “im Branchenvergleich tendenziell unter dem Markt” gelegen.
So hält die ZKB im 2024 ihre Boni auf dem Stand von 2022 – das ist das Jahr mit dem historischen Rekord-Bonus, nämlich 40 Prozent mehr als 2019.
Hinzu kommen neu ab dem ersten Tag des Jahres höhere Grundlöhne. Zusammen gibts somit nicht weniger oder wenigstens gleich viel wie bisher, sondern noch mehr.
Statt 212’000 vielleicht Filippo-mässig 220’000 pro Kopf? Statt 18’000 im Monat bald einmal 19’000? 20’000?
Luft nach oben gibts. Ein Regierungsrat, einer von 7 Exekutiv-Magistraten des 1,5-Millionen-Wirtschaftskantons, sackt ja auch mehr als 300’000 Franken ein.
The Sky is the Limit.
Die Bank ist nicht nur gierig. Sie verkauft den Bürger auch für dumm.
Dem gehört die ZKB. Doch wie sagten gestern die Grünliberalen:
“Die Stärkung der Fixlöhne gegenüber den variablen Vergütungen ist ein Signal gegen ein ungebremstes Wachstum bei den Löhnen.”
Sind wir alle am Wohlstands-Verblöden?
Author: Bobby Schneider
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